Doctor Flotte, vorher: Nutten-Lui

Graefstraße

Die Kneipe an der Warte hatte die spannendste Mischung aufzuweisen: Die Studenten der Goethe—Universität, die nach den Seminaren dort einkehrten, die Arbeiter und Angestellten der großen Bockenheimer Betriebe in der Graefstraße (VDO, Hartmann & Braun und das Straßenbahndepot), außerdem noch die Prostituierten vom nahegelegenen Straßenstrich an der Messe. Allgemein bekannt war bzw. ist die Kneipe in der Szene (und der Literatur über die Szene) bis in die 70er Jahre als „Nutten-Lui“ (die Schreibweise ist nicht amtlich verbürgt). Berühmter Gast bis zu seinem Unfalltod am 13. Februar 1970 war Hans-Jürgen Krahl, Sprecher des Frankfurter SDS („die Sprechmaschine des SDS“), der neben seinen Bestellungen eines „doppelten Doppelkorn“ in dieser Kneipe auch dadurch in Erinnerung blieb, dass er die Genossen zwang sich im Jahr der Revolte 1968 Heintjes „Mama“ aus der Musikbox anzuhören („C 23“). Ausführungen zu Krahls Überlegungen dazu, die auf einem Tonband festgehalten worden waren, wurden in den 70er Jahren leider nicht transkriptiert und das Tonband mit seinen Ausführungen überspielt. „Wir fanden das damals politisch unbedeutend.“ (Heinrich Brinkmann)

Seit 1973 wurde die Eckkneipe in Doctor Flotte umbenannt. Ihren Charakter hatte sie auch über die weiteren Jahrzehnte zwar angepasst, aber nicht verloren. Es gab bis zum allgemeinen Rauchverbot in den Esskneipen auch spät noch etwas zu essen, wenn andere Kneipen schon geschlossen hatten.   ff